Es gibt viele unterschiedliche Philosophien und Hufbearbeitungsmethoden. Jede Hufbearbeitungsmethode ist natürlich von sich überzeugt, die beste Methode zu sein. Eine Zusammenarbeit oder Entwicklung einer gemeinsamen Methode der Hufbearbeitung wird meist nicht gewünscht. In einem Punkt sind sich jedoch alle Barhufmethoden einig: Sie lehnen Hufbeschlag ab. So hat jeder Pferdebesitzer die Qual der Wahl, die für sich richtige Hufbearbeitungsmethode und den richtigen Hufbearbeiter/in zu finden. So einfache Indizien wie: "Das Pferd muss immer laufen können." sind leider nicht immer anwendbar, da bei einer Hufkorrektur, je nach Deformation und Schädigung des Hufes bzw. Hufinneren, temporär eine Lahmheit vorkommen kann. Wichtig bei einer ambulanten Hufkorrektur ist, dass diese eventuelle Lahmheit nach einiger Zeit besser werden sollte. Ansonsten sollte der Hufbearbeiter alle Einflussfaktoren noch einmal berücksichtigen und überlegen, ob unter diesen Bedingungen eine erfolgreiche Hufkorrektur möglich ist. Eine große Hilfe sind dabei "Die 10 Goldenen Regeln für ein gesundes Pferd". Vielleicht muss am Futter etwas geändert werden, vielleicht an den Haltungsbedingungen, vielleicht ist eine stationäre Hufkorrektur sinnvoller.
Wichtig ist, dass ein Pferd bzw. der Pferdehuf langfristig gesund ist und bleibt und keine Probleme bekommt. Eine Hufkorrektur kann bis zu 12 Monate oder länger dauern. Soviel Zeit sollte ein/e neue/r Hufbearbeiter/in bekommen, damit ihre/seine Methode zum Erfolg führen kann. Auch sollten die Ursachen für Probleme eliminiert werden, da dann die Symptome wie Deformation, Lahmheit u. a. meistens von alleine verschwinden und normaler Weise nicht wiederauftauchen.
Hier werden nun einige Hufbearbeitungsmethoden kurz vorgestellt. Natürlich ist die Hufbearbeitungsmethode nach Dr. Strasser auf Grund der besten Kenntnisse des Autors über diese Bearbeitungsmethode am umfangreichsten.
Hufbearbeitung nach Dr. Strasser
Die Hufbearbeitungsmethode nach Dr. Strasser ist eine sehr bewährte Methode. Dr. Strasser entwickelte sie als Tierärztin bereits in den 1980ern, indem sie wissenschaftlich, analytisch unzählige Hufe untersuchte, sezierte und die Funktionsweise erforschte und mit der älteren, weltweiten Literatur verglich. Dies war nötig, weil zu dieser Zeit das Wissen über den Huf und seine Funktionsweise sehr dürftig war oder falsch dargestellt und vermittelt wurde. Für Dr. Strasser war es schon immer wichtig, die Ursachen für Hufprobleme zu erkennen. Nur, wenn man diese beseitigt, kann es Heilung geben. Sie beobachtete und forschte an sehr vielen Pferderassen und Wildpferden weltweit. So trug sie viel Wissen und Erfahrungen aus aller Welt zusammen und entwickelte die einzige Hufbehandlungsmethode mit einer medizinisch-wissenschaftlichen Grundlage.
Pferde sind Bewegungstiere und laufen in freier Wildbahn ca. 20-30km pro Tag auf unterschiedlichsten Böden. Dementsprechend nutzt sich das Hufhorn ab, indem es sich am Boden abreibt. Der Huf ist darauf ausgelegt und wächst pro Monat ca. 1cm nach. Von Natur aus halten sich Abrieb und Nachwachsen im Gleichgewicht, sodass die Hufe von Wildpferden nie ausgeschnitten werden müssen.
Eine richtige Hufbearbeitung ist deshalb so wichtig, weil die Pferde unter entsprechenden Haltungsbedingungen den ganzen Tag auf den Hufen stehen und sich in der Regel weniger bewegen und auf weicheren Böden, als es für die natürliche Hufabnutzung richtig wäre.
Die Pferde bewegen sich täglich nur noch zwischen 1 und 10km. Dadurch werden die Hufe einfach zu wenig abgenutzt und das Hufhorn wird im Laufe der Wochen zu lang. Das Hufhorn sollte in entsprechenden Interwallen anatomisch, gemäß der inneren Strukturen korrekt gekürzt werden, weil sich die Hufe sonst deformieren können, wodurch sich Probleme des gesamten Bewegungsapparates entwickeln können.
Aus diesem Grund war Dr. Strasser auch immer das Pferd als Ganzes wichtig. Dazu gehören als erstes die Haltungsbedingungen und die Ernährung. Die Haltungsbedingungen sind wichtig für die Bewegungsmöglichkeit der Pferde und somit für die Abnutzung der Hufe und für das Sozialverhalten der Pferde. Die Ernährung ist die Grundlage für einen gesunden Stoffwechsel und somit auch für ein gesundes Immunsystem. Der Stoffwechsel ist für alles im Organismus verantwortlich, sei es die Nährstoffversorgung der Organe, Fell- und Hufwachstum oder auch die Versorgung der Muskeln mit Energie u. v. m. .
Aus diesen Gründen umfasst die Methode nach Dr. Strasser nicht nur die Hufe, sondern das gesamte Pferd. Allen Hufheilpraktiker nach Dr. Strasser wird umfangreiches Wissen über alle Themen Anatomie, Physiologie und Umwelteinflüssen betreffend vermittelt, das auf jährlichen Fortbildungen vertieft und aktualisiert wird. Weitere Themen sind Ernährung, Haltung, Bewegungsapparat, Funktionsweise der Organe, Krankheiten, die Funktionsweise der Hufe und einiges mehr.
Um den Austausch zwischen den weltweit arbeitenden Strasser-Hufpflegern (SHPs) zu vertiefen, finden alle 2 Jahre Weltkonferenzen aller Strasser-Hufpfleger in jeweils unterschiedlichen Ländern statt. Die Hufbearbeitungsmethode nach Dr. Strasser ist mittlerweile in der Schweiz staatlich anerkannt.
Hufbearbeitung nach NHC
Die Abkürzung NHC steht für „Natural Hoofcare“ (natürliche Hufbearbeitung). Bei dieser Hufbearbeitungsmethode ist der Name Programm. Diese Methode kommt aus Amerika und basiert auf Beobachtung wildlebender Pferde (Mustangs) in Amerika. Demnach wird das erworbene Wissen aus den Beobachtungen auf die Bearbeitung der Pferdehufe übertragen, wobei jeder Huf ganz individuell bearbeitet wird und sich im Aussehen auch stark von den Mustanghufen unterscheiden kann. Auch kann das Erscheinungsbild eines Hufes stark variieren. Grundsätzlich soll die Bearbeitung nach dieser Methode das Ungleichgewicht zwischen Abrieb und Nachwachsen ausgleichen.
Entwickelt wurde diese Bearbeitungsmethode 1998 in den USA von Pete Ramey, der gelernter Schmied ist. NHC ist die einzige Methode, die nicht dem Namen nach gesetzlich geschützt ist. Das heißt, dass jeder nach seinem „Gutdünken“ Pferdehufe ausschneiden und das dann NHC nennen darf. Dadurch kann es zu vielen, unterschiedlichen Meinungen bezüglich einer „natürlichen“ Hufbearbeitung und Hufform kommen.
Grundsätzlich lehnt diese Hufbearbeitungsmethode einen Hufbeschlag nicht kategorisch ab. Strahl und Sohle werden meist nicht bearbeitet, sondern lediglich totes Horn entfernt. Eine minimalistische Hufbearbeitung wird bevorzugt, wobei die Bearbeitungsintervalle möglichst kurz sein sollen (ca. 4 Wochen). Die nach NHC bearbeiteten Hufe können sich zu einem typischen Mustanghuf entwickeln, müssen es aber nicht.
Besonderen Wert legen die Hufbearbeiter nach NHC auch auf Haltung, Bewegung und Futter.
Hufbearbeitung nach Biernat
Jochen Biernat hat den Begriff der Huforthopädie für die Barhufbearbeitung eingeführt. Die Orthopädie, dieser Begriff ist rechtlich nicht geschützt, ist ein Fachgebiet in der Humanmedizin. Der Beruf des Huforthopäden hat jedoch nichts mit einer akademischen Ausbildung zu tun. Huforthopäden arbeiten sowohl präventiv als auch bei akuten Hufproblemen. Viele Hufprobleme greifen ineinander, so dass nicht nur ein Symptom behandelt wird. Ein wichtiger Denkansatz ist dabei, dass aus gesunden Hufen ein gesunder Stütz- und Bewegungsapparat resultiert.
Die Huforthopädie arbeitet gänzlich ohne Beschläge und weitestgehend ohne chemische Unterstützung, die jedoch nicht prinzipiell abgelehnt wird. Der Huf sollte, außer in Zeiträumen größerer Belastung, unbeschlagen bleiben. Ein permanenter Beschlag ist dagegen unvorteilhaft. Ein vorübergehender Eisen- oder Kunststoffbeschlag wird jedoch grundsätzlich nicht abgelehnt.
Ein weiterer Denkansatz ist, dass in der Huforthopädie der Tragrand des Hufes nicht einseitig von unten gekürzt wird, um keine allzu großen Veränderung für Sehnen und Gelenke zu verursachen. Vielmehr wird durch Begleitmaßnahmen auf eine verstärkte Abnutzung dieser Bereiche hingearbeitet, wodurch sich eine langsamere Veränderung der Gliedmaßenstellung ergeben soll.
Die DHG - Deutsche Huforthopädische Gesellschaft e. V. wurde im Jahr 2000 von Jochen Biernat und seinen Schülern gegründet. Alle Huforthopäden müssen mehrmals im Jahr (bis zu 4 Mal) an Weiterbildungen teilnehmen.
Hufbearbeitung nach E. I. P. P.
Die Hufbearbeitungsmethode nach E. I. P. P. ist zurzeit sicherlich die jüngste Hufbearbeitungsmethode. Sie wurde erst 2014 von Chris Gehrmann ins Leben gerufen.
Besonders hebt diese Methode die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten wie Tierärzten, Tierheilpraktikern, Osteopathen u. a. stark hervor. An erster Stelle steht jedoch die Gesundung bzw. Gesunderhaltung und damit eine jederzeit verfügbare Diensttauglichkeit des Pferdes. Es wird auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Umstellung von Beschlag auf Barhuf oder einem Barhufpferd mit schlechter Gliedmaßenstellung ein Prozess ist, der organisch abläuft und somit die Dauer der Gesundung dem entsprechenden Zeitraum der Vorschädigung entspricht.
Ebenso wird darum gebeten, bevor ein Hufbearbeiter nach E. I. P. P. beauftragt wird, ein Hufseminar beim Europäischen Institut für Pferdephysiologie GmbH zu besuchen.
Alle Absolventen der Ausbildung nach E. I. P. P. sind verpflichtet, sich jährlich einer Rezertifizierung zu unterziehen.
Anmerkung
Alle Angaben und Beschreibungen sind nach bestem Wissen und Gewissen aufgeführt worden. Die Informationen über die jeweilige Bearbeitungsmethode stammen teilweise von den offiziellen Internetseiten des jeweiligen Anbieters und wurde so objektiv zusammengestellt, wie möglich. Natürlich sind nicht alle Informationen aufgeführt worden. Die für den Verfasser wichtigsten Informationen und sogar einzelne Begriffe und Formulierungen wurden, ohne gegen das Urheberrecht zu verstoßen, übernommen und zusammengefasst. Es war ohnehin schon recht schwierig detaillierte Informationen zu bekommen. Wer sich eingehender über die entsprechende Bearbeitungsmethode informieren möchte, hat immer noch die Möglichkeit dazu.
Alle Angaben ohne Gewähr
Tipp
Um festzustellen ob es sich um eine wirklich kompetente Fachperson handelt, kann man sie mit Fragen löchern. Erst wenn sie die Fragen verständlich beantworten und Zusammenhänge nachvollziehbar und logisch erklären kann, ist sie wahrscheinlich kompetent genug, um zu helfen. Wichtig dabei ist auch, nach den Ursachen zu Fragen. Denn nur wer die Ursachen wirkungsvoll behebt, eliminiert die Symptome meist nachhaltig und langfristig automatisch. Auch der Preis sollte nicht an erster Stelle stehen, denn „[…] Wer immer nur das Billigste kauft, darf sich nicht wundern, wenn er nur noch Schund erhält. […]“ Qualität hat halt seinen Preis.
OH